Aufruf zum Insektenschutz

Hintergrund

 

Seit einem Jahr wird bereits in sämtlichen Medien über das dramatische Insektensterben berichtet. Am 18. Oktober 2017 wurde eine Studie veröffentlicht mit dem Titel "More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas“.

 

Diese bestätigt erstmals den Insektenschwund in Deutschland. Zahlreiche ehrenamtliche Entomologen haben wissenschaftliche Daten zwischen 1989 und 2015 an über 60 Standorten gesammelt. Der Insektenbestand ist bis zu 80 % zurückgegangen. Inzwischen ist dieses Thema in der Politik angekommen, ohne dass jedoch viel passiert ist.

 

Ein wesentlicher Grund für das Insektensterben ist die Verarmung der Landschaft. Die frühere Vielfalt ist nicht mehr vorhanden. Hecken, Weiden, Streuobstwiesen und feuchte Senken fielen der Flurbereinigung zum Opfer. Es entstand eine eintönige und strukturarme Agrarwüste. Die intensive Bewirtschaftung hat das Verschwinden der Insektenhabitate zur Folge.

 

Pflanzenschutzmittel sind Agrargifte. Sie töten auch Insekten, die von den Menschen als Nützlinge, also nicht schädlich eingestuft werden, schwächen ihr Immunsystem und stören ihr Orientierungsvermögen. Durch den übermäßigen Einsatz von Kunstdünger und Gülle verbreiten sich Nähr- und Schadstoffe über Luft und Wasser. Die Wirkungen dieser verantwortungslosen Praxis treten so noch viele Kilometer entfernt auf.

 

Durch intensive Forstwirtschaft wird der Bestand an alten Bäumen und dickem, morschem Holz stark reduziert. Die schweren Erntemaschinen im Wirtschaftswald hinterlassen verdichtete Böden. Noch immer prägen vielerorts Reinbestände aus sturmanfälligen Fichten die Landschaften. Echte Naturwälder sind selten.

 

Im Verdrängungsprozess zwischen Mensch und Natur wird immer mehr Boden versiegelt. Jeden Tag wird weiterer Landschaftsraum durch neue Siedlungen in Anspruch genommen. Hinzu kommen Gewerbegebiete und Straßen. Das Resultat: die Insekten finden keinen Lebensraum mehr.

 

Nachtaktive Insekten werden durch das künstliche Licht angezogen und verenden an Lampen und anderen Lichtquellen.

 

Zeit zum Handeln

 

Alle Naturschutzverbände, das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und auch führende Minister und Politiker auf Bundesebene und Minister und Landespolitiker in NRW haben erkannt, dass gehandelt werden muss. Drei Neoniklotinoide, die als besonders schädlich für Insekten eingestuft wurden, sind mittlerweile verboten. Es gibt aber leider etliche andere, die noch angewandt werden dürfen. Auch ein Anwendungsverbot von Insektenvernichtungsmitteln in Privatgärten besteht bislang nicht.

 

Mit naturfreundlichen Privatgärten kann jeder von uns seinen kleinen Beitrag für die Natur leisten, sofern er einen Garten hat. Es ist schon hilfreich, wenn z.B. der Rasen nicht mehr gedüngt wird und sich auf einigen ungemähten Inseln Wildblumen ansiedeln können, um Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten in den Garten zu locken. Jeder Quadratmeter, der den Insekten zurückgegeben wird, hilft, insbesondere in den Städten!

 

Das man auch in einer Stadt etwas für Insekten tun kann, zeigt die Aktion eines NABU-Mitglieds aus Troisdorf. Der Insektenfreund hat den artenarmen Rasen seines Vorgartens in ein Blütenmeer verwandelt, das viele Insekten anzieht (siehe hier). Mehrjährige Stauden werden durch einjährige Pflanzen ergänzt, die sich nach der Blüte aussäen. Ein großes Insektenhotel dient Insekten als Nist- und Überwinterungshilfe.

 

Der NABU Rhein-Sieg ruft alle, die etwas zum Schutz unserer Insekten tun möchten zum Mitmachen auf. Suchen Sie einen Bereich in Ihrem Garten aus, der sich für eine Veränderung eignet. Wenn Sie keinen Garten haben, tut es ein größerer Pflanzkübel auf Balkon oder Terrasse auch. Die Blütenvielfalt bereitet dem Menschen Freude und die Insekten danken es ihm.

Macht mit! Gebt Insekten ein Zuhause!

Die Medienberichte über das Insektensterben häufen sich. Es ist an der Zeit, viel mehr für die Insekten zu tun. Daher hat sich auch im NABU Rhein-Sieg eine Insektenarbeitsgruppe zusammen geschlossen, um mitzuhelfen, den Insekten ein Zuhause zu geben.

 

Machen Sie mit, als

  • Aktive, die einen Beitrag zum Insektenschutz leisten möchten;
  • Gemeinden, die ihre Flächen durch Blühstreifen und Blühinseln aufwerten.

So kann ein artenarmer Rasen in ein Insektenparadies verwandelt werden.

Fotos: © Wiebke Dallmeyer-Böhm und © Roland Steinwarz